Waid


Historie des Waids


Der Anbau von Färberwaid, Lieferant des blauen Indigofarbstoffs, besitzt in Thüringen eine lange Tradition. Als des "Thüringer Landes goldenes Vlies" begründete er im Mittelalter den Reichtum der 5 Waidstädte Erfurt, Arnstadt, Gotha, Bad Tennstedt und Bad Langensalza sowie der umliegenden Regionen. Mit der Einführung billigeren Naturindigos aus Asien, gewonnen aus Indigofera-Arten, begann im 17. Jahrhundert der Niedergang der Waidkultur in Thüringen. Daran konnten auch Verordnungen und Einfuhrverbote nichts ändern. Das endgültige Aus kam mit der Entwicklung einer Indigosynthese durch die chemische Industrie gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

 ___ Historische Waid-Mühle




Der Waid heute


Zu Beginn der 80er Jahre entdeckte ein interessierter Bürger aus Neudietendorf die traditionsreiche Pflanze neu. Angeregt durch die Historie Neudietendorfs begann er die Geschichte des Waids zu erforschen und nach Alternativen für eine Nutzung in unserer Zeit zu suchen. Im Ergebnis dieser Untersuchungen konnten bisher mehr als 20 Produkte entwickelt werden, wobei die traditionelle Indigo-Blaufärbung von Textilien jedoch eine untergeordnete Rolle spielt. Eine Thüringer Waidverarbeitungsfirma nutzte vor allem die pilz- und insektenhemmenden Inhaltsstoffe des Waidsaftes für die Herstellung von Anstrich-, Lasur- und Fassadenfarben, die im baulichen Bereich Verwendung finden.

Das Hans-Knöll-Institut für Naturstoff-Forschung Jena e. V. hat das Verfahren zur Waidverarbeitung wissenschaftlich untersucht und optimiert.

Landwirte in der Umgebung von Neudietendorf bauen die Pflanze an. Ein modernes, von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft entwickeltes Anbauverfahren sowie die Bereitstellung von züchterisch verbesserten Waidherkünften garantieren eine effiziente und umweltgerechte Produktion.


Waid von der Jungpflanze bis zur Blüte



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Der Anbau


Waid gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Im 1. Standjahr bildet er eine grundständige Blattrosette, aus der er nach Überwinterung bis 1,80 m hohe Stängel mit einer Vielzahl von Blüten treibt.

Für einen erfolgreichen Anbau benötigt der Waid tiefgründige humose Böden. Dies ist sicher auch der Grund, warum er in der Vergangenheit vor allem auf den fruchtbaren Böden des Erfurter Beckens angebaut wurde. Nach einer tiefgründigen Bodenbearbeitung im Herbst wird der Waidsamen im Frühjahr in ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett ausgedrillt. Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung ist eine gezielte Unkrautbekämpfung erforderlich. Ende Juni bis Anfang Juli können die Waidblätter das erste Mal geerntet werden. Folgeschnitte sind alle 6 bis 7 Wochen möglich. Die Erträge liegen bei 300 dt Frischmasse/ha. Die geerntete Blattmasse ist sofort der Verarbeitung zuzuführen. Die im 2. Standjahr ausgebildeten Samen werden mit dem Mähdrescher geerntet. Nach einer Reinigung wird aus ihnen Öl, vorrangig für die kosmetische Industrie gewonnen.


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Verarbeitung und Produkte


Die von den Landwirten frisch angelieferte Ware muss sofort verarbeitet werden. Geschieht dies nicht, gehen durch irreversible Prozesse die wertgebenden Inhaltsstoffe des Waidsaftes verloren. In einem mehrere Wochen dauernden Fermentationsprozess unter definierten Bedingungen bilden sich chemische Verbindungen, die eine wachstumshemmende Wirkung auf verschiedene holzzerstörende Pilze, wie z. B. Haus- und Kellerschwamm sowie eine bakterizide und fungizide Wirksamkeit gegen eine Reihe phytopathogener Mikroorganismen besitzen. Der abgepresste Waidsaft wird nach einer Stabilisierungsphase zu Farben, Lasuren und Imprägnierungen verarbeitet. Die Einsatzgebiete sind vielfältig, wie die Produktpalette aufzeigt:

- Waid-Holzimprägnierung
- Waid-Steinkonservierung
- Feuerhemmendes Sprühmittel
- an der Produktion von Waidfarben wird neu geforscht



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